In diesem Artikel erfährst du, warum es völlig normal ist, dass positive Affirmationen dich in schwierigen Lebenslagen nicht immer erreichen und was du stattdessen tun kannst.
Was sind Glaubenssätze?
Affirmationen wollen meistens bestimmte Glaubenssätze umprogrammieren. Aber wie entstehen überhaupt Glaubenssätze? Ganz wichtig: Glaubenssätze entstehen, um dich zu schützen! Egal welchen Glaubenssatz oder welche Glaubenssysteme dein Leben prägen. Für einen Anteil in dir ist oder er war dieser Glaubenssatz überlebenswichtig. Zum Beispiel kann es einmal überlebenswichtig gewesen sein, zu funktionieren. Vielleicht konnte dein Familiensystem nur dann funktionieren – wenn auch dysfunktional. Das wäre nur ein Beispiel. Wenn wir nun anfangen, diesen Glaubenssatz einfach zu überschreiben dann entsteht folgende Situation: Ein Anteil in dir möchte den Glaubenssatz auf jeden Fall loswerden und positiv umformulieren. Und ein anderer Anteil in dir hält aber an diesem Glaubenssatz fest. Weil er eben einmal so wichtig für das eigene Überleben war. Glaubenssätze entstehen nicht ohne Grund, sondern immer als Reaktion auf etwas, was uns widerfahren ist. Als Reaktion auf ein bestimmtes Leid.
Das mag jetzt vielleicht erstmal paradox klingen. Und wenn du darüber ein bisschen mehr erfahren willst, dann verlinke ich dir hier einfach noch mal einen Artikel zu genau diesem Thema. Dort erfährst du ganz ausführlich, wie Glaubenssätze entstehen. Und zwar aus bindungspsychologischer Sicht.
Warum fruchten positive Affirmationen für dich nicht?
Um aber wieder anzuknüpfen: Wenn wir versuchen einen Glaubenssatz umzuformulieren und gleichzeitig noch nicht genug Ressourcen für das Neue haben, dann kann das sehr enttäuschend sein. Wenn ich sage, Glaubenssätze sind entstanden, um dich zu schützen, dann bedeutet das auch, dass Sie immer eine gewisse Botschaft tragen. Wenn wir einfach anfangen diese umzuformulieren, dann gleich das manchmal mehr einem weg schieben. Doch nur wenn wir unsere Glaubenssätze auch (liebevoll) anschauen und betrachten, dann können sie langsam anfangen sich zu lösen. Wenn wir einfach nur das abschneiden wollen, was uns nicht gefällt und es einfach umformulieren, dann fehlt hier dieser Prozess des Anschauens und des Integrierens. Sonst entsteht manchmal mehr ein innerer Kampf. Und das kann unter Umständen sehr triggern. Wenn wir nicht gut mit positiven Affirmationen arbeiten können und das merken dann suchen wir die Schuld dafür ganz oft bei uns selber. Und dann entstehen noch mehr Gefühle von Schuld und Scham.
Positive Affirmationen fruchten auch oft nicht, wenn wir schon sehr gestresst sind. Und das liegt daran, dass es zwei Entscheidungswege in unserem Gehirn gibt. Es gibt einmal den höheren Weg, der Informationen über den Neokortex auswertet. Der Neokortex steuert Dinge wie komplexes Denken, unsere Aufmerksamkeit, Logik Vorausplanung. Und dann gibt es noch den niedrigen Weg. Der ist viel älter und der funktioniert viel schneller. Der ältere Weg ist auf unser eigenes Überleben ausgerichtet und greift eben bei tatsächlicher oder auch bei einfach wahrgenommener Gefahr. Das heißt, wenn wir uns nicht sicher fühlen, dann greift der kurze Dienstweg. Dann werden Impulse eher über das Stammhirn ausgewertet. Das ist ein Bereich in unserem Gehirn der unter anderem zuständig ist für unsere Überlebensimpulse. Wenn wir uns in einem emotionalen Tief befinden, sehr gestresst sind oder tief traurig, dann funktioniert unser Gehirn einfach ein bisschen anders. Wenn wir uns in solchen Momenten einfach sagen könnten „Ich bin glücklich“, „Ich bin voller Lebensenergie“ dann wären wir alle schon erleuchtet (schön wäre das aber!) Positive Affirmationen sind erstmal logisch, aber erreichen unser Gehirn dann unter Umständen nicht.
Was du stattdessen tun kannst
Hol dein Gehirn da ab wo es steht! Das heißen bring deinen Neokortex wieder zurück „ online“ und reguliere dein Nervensystem. Dafür gibt es ganz viele unterschiedliche Methoden. Meine drei Lieblinge sind:
- Gehe in Kontakt
Vertrau dich einem Menschen an, bei denen du dich wohlfühlst. Und versuche wirklich deine Wahrheit zu sprechen. Erlaube dir wirklich zu sagen wie es dir geht und ganz konkret zu formulieren, wo du gerade unzufrieden bist. Meistens, wenn wir mit positiven Affirmationen arbeiten, dann sind wir in gewisser Weise unzufrieden mit etwas oder unglücklich wegen etwas. Und es kann total schön sein, hier einfach gemeinsam in die Anerkennung zu gehen und zu sagen „Dafür schäme ich mich“, oder „Das möchte ich nicht mehr – das belastet mich.“
- Nutze die Weisheit deines Körpers
Wenn unser Nervensystem nicht in Balance ist, können wir nicht gut mit Affirmationen arbeiten. Dann haben wir auch Probleme in die Ruhe zu kommen oder in die Aktivität und in die Lebendigkeit. Hier können Dinge wie Yoga oder achtsamer Sport helfen, um so ein bisschen mehr Balance in dein System zu bringen. Du findest zum Beispiel auf meinem Youtube Kanal ein paar kurze Videos, um dein Nervensystem zu regulieren. Du kannst auch in die Natur gehen, wenn das für dich eine Ressource ist und schauen, dass du dich mit deinem Körper verbindest. Wenn du ein bisschen mehr Balance in deinen Körper gebracht hast, kannst du schauen: Ist da jetzt eine gewisse Offenheit für positiv bestärkende Sätze? Kann ich das wirklich auch körperlich spüren und annehmen? Und wenn nicht, ist das auch völlig okay. Schau, ob du hier weich mit dir sein kannst.
- Für mich oft der Endgegner: Nimm eine Haltung des Wohlwollens ein
Unsere Glaubenssätze enthalten immer wertvolle Informationen darüber, wie wir zu uns und der Welt stehen. Sie tragen quasi einen Anteil unserer Geschichte in sich. Vielleicht kannst du dich innerlich einen Moment lang an deine Seite stellen. Manchmal entspannt sich dadurch schon etwas. Das klingt paradox. Und es ist das Wunder, dass wir bezeugen dürfen, wenn wir eine Haltung von Wohlwollen einnehmen. Ich weiß, dass das überhaupt nicht einfach ist.
YouTube Video: Warum Affirmationen dir nicht helfen & wie du nachhaltig mit Glaubenssätzen arbeiten kannst
In diesem YouTube Video erfährst du mehr darüber, wie du mit deinen Glaubenssätzen arbeiten kannst. Und ich teile meine ganz persönlichen Erfahrungen zu diesem Thema mit dir.